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Hier präsentieren wir eine Auswahl von Blogs aus den Fachgruppen des MMW-Bundesverbandes. Wir möchten besonders auf die "Dialog-Form" einiger Fachgruppen hinweisen. Wichtig an dieser Form: Das Gespräch mit der "Praxis". Natürlich sind auch die "Theoretiker" herzlich zum Dialog eingeladen. ... (Koordination und Redaktion: Gerd K. Schaumann)

23.1.21

Freier Wille in Kooperationen - Widerspruch oder Chance?

 



Frage:

 

Wir haben im Rahmen der Gründung unserer Genossenschaft intensiv über das Thema gesprochen, ob das kontinuierliche Mitwirken in einer Gruppe, letztlich den freien Willen jedes Einzelnen begrenzt oder sogar begrenzen muss?  Anpassung ist aber auch nicht das, was wir uns für die Entfaltung unseres Lebens vorgestellt haben. Gibt es diesen Widerspruch? Wenn ja, wie kann man mit ihm umgehen, oder sollten wir eher eine andere Rechtsform finden? Wir haben festgestellt, dass dieses Thema bisher kaum jemanden zu interessieren schien. Wir halten es jedoch für sehr grundlegend. Überall redet man – oberflächlich – nur von Kooperations-Vorteilen. Nachteile werden wohl lieber ausgeklammert. Das wird jedoch mit „Jung-Gründern“ nicht machen können! …

 

Antwort

 

Wir freuen uns, dass Ihr dieses – durchaus „heikle“ Thema - recht offen angesprochen habt. Je mehr und eher Menschen wie Ihr, beginnen sich „kritisch-konstruktiv“ mit Kooperations-Strukturen auseinanderzusetzen, (dazu gehören z.B. auch Vereine oder Religionsgemeinschaften), umso eher und mehr werden sich solche Strukturen verändern. Ihr seht, wie wichtig es z.B. ist, Kooperationswissenschaften an Hochschulen und Universitäten einzuführen. Wir prognostizieren, dass die große Mehrheit von Gründern, sich dieser Thematik nicht vor, sondern – leider – erst nach der Gründung bewusst werden. Deshalb sagen wir auch, dass das „Stadium Vorgründung“ wichtiger ist als die Gründung selbst. Wir sehen den „Freien Willen“ als eine wesentlich Grundlage im gesamten System dessen, was wir die „Spielregeln des Lebens“ bezeichnen würden. Deutet sich damit die Frage an:

·       Als wer kooperiere ich?

Halte ich mich z.B. für einen „Spiel-Gestalter“, für (lediglich) einen „Mit-Spieler“ oder für einen „Spiel-Ball“ im Leben anderer?

Wir vertreten die Auffassung, dass:

·       „Opfer-Rollen“ besonders in Kooperationen eigentlich fehl am Platz sind.

Dieser Auffassung wird jedoch vehement widersprochen von „Anhängern der Konkurrenz-Idee“. Eigentlich nachvollziehbar, wie sollte sich auch sonst „Über- und Unterordnung“ rechtfertigen lassen? Wer sich genauer mit den Thesen z.B. von Religionsgemeinschaften oder Sozialbewegungen befasst, findet mehr oder weniger deutlich, Hinweise auf die „Spiel-Ball-Theorie“ (es gibt „Opfer-Rollen und darauf muss man „Rücksicht“ nehmen“).

Wir neigen eher dazu, diese Haltung als eine Art „Kontroll-Spiel“ zu sehen. …

Wer die Entstehung der Idee „Genossenschaften“ in Deutschland (vor über 200 Jahren“) näher betrachtet, erkennt sogar in Genossenschaften viel „Spielball-Theorie“. …

Deswegen ist es enorm wichtig, wenn (besonders junge Menschen, wie Ihr) sich mit solchen Fragen auseinandersetzen. …

Wer „wahre“ Kooperation meint, sollte anerkennen, dass der „Freie Wille“ nicht aufgrund einer Kooperation schwindet oder deutlich miniert wird, sondern sich eher sogar (konstruktiv) entfalten wird. …

·       Wird es deshalb zwei Formen von Genossenschaften geben, die einen mit der „Sozial-Idee“ und die anderen mit der „Selbst-Entfaltungs- und Selbstgestaltungs-Idee“?  

Durchaus möglich, zumindest in der Übergangszeit, die wir als „Zeit der kooperativen Bewusstseinsentfaltung“ bezeichnen würden.

Man sollte jedoch nicht damit beginnen, sich wechselseitig als das „bessere Genossenschafts-Projekt“ zu beurteilen, vielleicht sogar zu kritisieren. Euer Weg ist der angemessenere, indem Ihr offen und transparent solche Themen untereinander intensiv besprecht. …

Gern nimmt man (bisher) Rechtsanwälte, Steuerberater oder Genossenschaftsberater zur Gründung hinzu. Das ist für eine Optimierung der Wirtschaftsprozesse durchaus angemessen. Selten wird jedoch jemand hinzugezogen, der so etwas wie „Gruppen-Bildungs-Optimierung“ einbringt. Das wäre eher eine Art „Kooperations-Coaching“.

Nehmen wir zur Verdeutlichung ein (profanes) Beispiel, die Gestaltung der Satzung einer Genossenschaft. …

Dort belässt man es bei dem, was das Gesetz vorgibt, z.B. die Bildung eines Vorstandes und Aufsichtsrates. Nicht weiter umschrieben werden deren „Human-Kompetenzen“. Wer sich dazu dann noch die sog. AGOs (Geschäftsordnungen) ansieht, wird wenig „Problembewusstsein“ in Bezug auf Eure Fragestellung finden. Warum eigentlich nicht so etwas wie eine „Ordnung zum kooperativen Selbstverständnis“ und eine Rückbindung davon an die Arbeit der Gremien, „satzungsmäßig“ regeln?

Unser Fazit:

·       Wer immer nur andere „kopiert“, wird kaum selbst ein Original.

Und genau darum geht es:

·       Genossenschaften, ohne ein Bewusstsein für „Kooperative Intelligenz“ (bereits im Gründungsstadium) werden eher „Angst“ vor „Freiem Willen“ haben, statt ihn als Chance und Herausforderung zu begreifen. …

Wer in wirklich „Kooperatives Menschen-Bild“ meint, muss nicht nur mit „Freiem Willen“ zurechtkommen wollen, sondern ihn förmlich (bereits im Gründungs-Stadium) „herausfordern“.

Erfolg wäre dann eigentlich „unvermeidlich“. …

 

Redaktion: AG „Coop-FAQ“ im IWMC QuantenInstitut  Kontakt:  info@quanteninstitut.de

Hinweis: Fragen sind - redaktionell ggf. gekürzt - ohne den Inhalt zu verändern.

Unsere Partner in Sachen Kooperation: SmartCoop ForschungsInstitut des Bundesverbandes MMW (Cooperations- u. Genossenschaftswirtschaft e.V.)

 

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