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Frage: |
Wir haben im Rahmen der Gründung
unserer Genossenschaft intensiv über das Thema gesprochen, ob das
kontinuierliche Mitwirken in einer Gruppe, letztlich den freien Willen jedes
Einzelnen begrenzt oder sogar begrenzen muss?
Anpassung ist aber auch nicht das, was wir uns für die Entfaltung
unseres Lebens vorgestellt haben. Gibt es diesen Widerspruch? Wenn ja, wie
kann man mit ihm umgehen, oder sollten wir eher eine andere Rechtsform
finden? Wir haben festgestellt, dass dieses Thema bisher kaum jemanden zu interessieren
schien. Wir halten es jedoch für sehr grundlegend. Überall redet man –
oberflächlich – nur von Kooperations-Vorteilen. Nachteile werden wohl lieber
ausgeklammert. Das wird jedoch mit „Jung-Gründern“ nicht machen können! … |
Antwort |
Wir freuen
uns, dass Ihr dieses – durchaus „heikle“ Thema - recht offen angesprochen
habt. Je mehr und eher Menschen wie Ihr, beginnen sich „kritisch-konstruktiv“
mit Kooperations-Strukturen auseinanderzusetzen, (dazu gehören z.B. auch
Vereine oder Religionsgemeinschaften), umso eher und mehr werden sich solche
Strukturen verändern. Ihr seht, wie wichtig es z.B. ist, Kooperationswissenschaften
an Hochschulen und Universitäten einzuführen. Wir prognostizieren, dass
die große Mehrheit von Gründern, sich dieser Thematik nicht vor, sondern –
leider – erst nach der Gründung bewusst werden. Deshalb sagen wir auch, dass
das „Stadium Vorgründung“ wichtiger ist als die Gründung selbst. Wir
sehen den „Freien Willen“ als eine wesentlich Grundlage im gesamten
System dessen, was wir die „Spielregeln des Lebens“ bezeichnen würden.
Deutet sich damit die Frage an: ·
Als wer kooperiere
ich? Halte ich mich
z.B. für einen „Spiel-Gestalter“, für (lediglich) einen „Mit-Spieler“
oder für einen „Spiel-Ball“ im Leben anderer? Wir vertreten
die Auffassung, dass: ·
„Opfer-Rollen“
besonders in Kooperationen eigentlich fehl am Platz sind. … Dieser
Auffassung wird jedoch vehement widersprochen von „Anhängern der
Konkurrenz-Idee“. Eigentlich nachvollziehbar, wie sollte sich auch sonst „Über-
und Unterordnung“ rechtfertigen lassen? Wer sich genauer mit den Thesen
z.B. von Religionsgemeinschaften oder Sozialbewegungen befasst, findet mehr
oder weniger deutlich, Hinweise auf die „Spiel-Ball-Theorie“ (es gibt
„Opfer-Rollen und darauf muss man „Rücksicht“ nehmen“). Wir neigen
eher dazu, diese Haltung als eine Art „Kontroll-Spiel“ zu sehen. … Wer die
Entstehung der Idee „Genossenschaften“ in Deutschland (vor über 200 Jahren“)
näher betrachtet, erkennt sogar in Genossenschaften viel
„Spielball-Theorie“. … Deswegen ist
es enorm wichtig, wenn (besonders junge Menschen, wie Ihr) sich mit solchen
Fragen auseinandersetzen. … Wer „wahre“
Kooperation meint, sollte anerkennen, dass der „Freie Wille“ nicht
aufgrund einer Kooperation schwindet oder deutlich miniert wird, sondern sich
eher sogar (konstruktiv) entfalten wird. … ·
Wird es deshalb zwei
Formen von Genossenschaften geben, die einen mit der „Sozial-Idee“ und
die anderen mit der „Selbst-Entfaltungs- und Selbstgestaltungs-Idee“? Durchaus
möglich, zumindest in der Übergangszeit, die wir als „Zeit der kooperativen
Bewusstseinsentfaltung“ bezeichnen würden. Man sollte jedoch
nicht damit beginnen, sich wechselseitig als das „bessere
Genossenschafts-Projekt“ zu beurteilen, vielleicht sogar zu kritisieren. Euer
Weg ist der angemessenere, indem Ihr offen und transparent solche Themen
untereinander intensiv besprecht. … Gern nimmt man
(bisher) Rechtsanwälte, Steuerberater oder Genossenschaftsberater zur
Gründung hinzu. Das ist für eine Optimierung der Wirtschaftsprozesse
durchaus angemessen. Selten wird jedoch jemand hinzugezogen, der so etwas wie
„Gruppen-Bildungs-Optimierung“ einbringt. Das wäre eher eine Art „Kooperations-Coaching“.
… Nehmen wir zur
Verdeutlichung ein (profanes) Beispiel, die Gestaltung der Satzung einer
Genossenschaft. … Dort belässt
man es bei dem, was das Gesetz vorgibt, z.B. die Bildung eines Vorstandes und
Aufsichtsrates. Nicht weiter umschrieben werden deren „Human-Kompetenzen“.
Wer sich dazu dann noch die sog. AGOs (Geschäftsordnungen) ansieht, wird wenig
„Problembewusstsein“ in Bezug auf Eure Fragestellung finden. Warum
eigentlich nicht so etwas wie eine „Ordnung zum kooperativen
Selbstverständnis“ und eine Rückbindung davon an die Arbeit der Gremien, „satzungsmäßig“
regeln? Unser Fazit: ·
Wer immer nur andere
„kopiert“, wird kaum selbst ein Original. Und genau
darum geht es: ·
Genossenschaften, ohne
ein Bewusstsein für „Kooperative Intelligenz“ (bereits im
Gründungsstadium) werden eher „Angst“ vor „Freiem Willen“ haben, statt ihn
als Chance und Herausforderung zu begreifen. … Wer in
wirklich „Kooperatives Menschen-Bild“ meint, muss nicht nur mit „Freiem Willen“
zurechtkommen wollen, sondern ihn förmlich (bereits im Gründungs-Stadium) „herausfordern“.
Erfolg wäre
dann eigentlich „unvermeidlich“. … |
Redaktion: AG
„Coop-FAQ“ im IWMC QuantenInstitut Kontakt:
info@quanteninstitut.de Hinweis:
Fragen sind - redaktionell ggf. gekürzt - ohne den Inhalt zu verändern. |
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