Essenz: Genossenschaften und deren Anliegen sollten im
Mittelpunkt der Verbändearbeit stehen. Nennen wir das „MEHRWERT-Bezogenheit“. Doch die Verbände interessiert scheinbar mehr das gute Verhältnis zum
„Staats-Apparat“. Mehr Bürokratie und weniger Mehrwert ist die Folge für die
Verbandsmitglieder. Bedarf es erst der Aufhebung der Zwangs-mitgliedschaft
der Prüfungsverbände, bevor diese Verbände erkennen: Im Mittelpunkt muss der
„Mehrwert“ für Genossenschaften und deren Menschen stehen, sonst beschleunigt
sich die EU-Harmonisierung: Das Verbändemonopol kippt dann eher als erwartet! |
Frage |
Wir sind seit 4 Jahren eine Genossenschaft. Gerade hat man uns unser
Prüfungsverband benachrichtigt, dass die nächste „Prüfung „droht“. Wir
vermochten nie zu erkennen, worin der „Mehrwert“ für Genossenschaften
besteht, dass man Zwangsmitglied in einem Prüfungsverband sein muss, dort Beiträge
zahlt und dann noch für eine „Pflichtprüfung“ recht viel Geld für eine
Leistung bezahlen soll, für die es absolut keine erkennbare Gegenleistung
gibt. Der Prüfer hat sich bei der letzten Prüfung mit Sachen beschäftigt, die
entweder unser Steuerberater schon bearbeitet hatte oder wir selbst wussten. Und
als wir ihm für uns wichtige förderwirtschaftliche und zwischenmenschliche Fragen
stellten, vertröstete er uns: „Ich werde mich sachkundig machen und mich dann
melden“. Auf diese Rückmeldung warten wir inzwischen seit über 4 Monaten. … So ein Verhalten erinnert uns (alle Mitglieder!) daran, es käme ein
Kunde zu uns und wir würden ihn „zur Kasse bitten“, ohne dass man die
gewünschte Leistung für den Kunden erbracht zu haben. Was dem Kunden keinen
„Mehrwert“ bringt, würden wir niemals in Rechnung stellen. … Manchmal habe ich den Eindruck, es gehe den Beschäftigten in einem
Prüfungsverband nur darum, einer auferlegten „Pflicht durch den Staat“
nachzukommen. Und dabei hatten wir z.B. erwartet, der Prüfer hätte uns helfen können, z.B.
einen seit einiger Zeit bestehenden Streit zwischen einigen
Genossenschaftsmitgliedern zu klären. … Sein – recht lakonischer Hinweis: „Ich bin Prüfer und kein Psychologe“.
… Was wäre, wenn wir uns einfach weigerten, uns auf diese Art prüfen zu
lassen oder gar einem solchen „Mehrwert-Verweigerer-Verband anzugehören? Der Raiffeisen würde staunen, wenn er sähe, was man aus seiner Idee
gemacht hat. …. Eigentlich sollte man
in eine andere Firmen-Form umwandeln. Dann wäre man zumindest dieses
„Kasperle-Theater los. … |
Antwort |
Ihr sprecht
gleich mehrere Themenbereiche an. Weil diesen Beitrag auch zahlreiche
Genossenschaftsmitglieder aus anderen Genossenschaften lesen, wollen wir eure
Themenbereiche/Anliegen zunächst etwas strukturieren. ·
Zuvörderst
vermisst Ihr den Mehrwert solcher Prüfungen. Was ein solcher
Mehrwert ist, könnte bei jeder Genossenschaft durchaus anders gelagert sein.
Gleich in allen Punkten ist jedoch, dass die „Leistung“ eures „Prüfers“ aus
eurer Sicht – und für euch – relativ „wertlos“ war. Ihr hattet
irgendwie das Gefühl, in einer „Verbands-Schablone“ zu stecken. ·
Für eure eigentlichen
Probleme war der „Prüfer“ nicht kompetent. Das hat meist
die Ursache darin, dass die Verbände den Weg des geringsten „Widerstands“
gehen: ·
Sie möchten es der
„Aufsichtsbehörde“ rechtmachen und auch bei der sog. Qualitätsprüfung“ (ab
einer bestimmten Größe der Genossenschaft“) gut dastehen. … Würde es euch
überraschen, wenn wir sagen, dass solche Probleme, wie ihr sie habt, weder
für die Qualitätssicherung (Wirtschaftsprüferkammer), noch für die Aufsicht
(Wirtschafts-ministerium des Landes) relevant sind. … Wir bestreiten
nicht, dass deren Personal durchaus bekannt ist, was Psychologen tun, aber
das war es dann auch schon … Man könnte durchaus sagen: · Verwaltungsvorgänge werden abstrakt gesehen, Menschen kommen dabei
(noch) nicht vor. Die Verbände
sind „klug“ genug, zu unterscheiden, was ihnen (derzeit) mehr
„Probleme“ bereiten könnte: ·
Eine Mitglieds-Genossenschaft
oder eine Verwaltung. Nennen wir
dieses Problem mal – durchaus provokant – die „Nähe der Deutschen zu
Obrigkeit“. … Jetzt, wo ihr
das wisst (aber ihr wusstet das sicherlich schon vorher), solltet ihr klug
agieren (nicht re-agieren) können und eure Verbände dennoch zur
Einsicht bewegen können. … ·
Innerverbandliche
Willensbildung und Beschlussfassungen der Mitglieder auf Verbandsversammlungen sind die wichtigsten
Gestaltungs-Möglichkeiten der Mitglieder. Würden wir derzeit
jedoch eine Umfrage bei allen in Deutschland zugelassen „Prüfungsverbänden“
machen, käme wohl folgendes Ergebnis heraus: · Nein, in Bezug auf den „Mehrwert“ von Prüfungen hat es bisher weder
Anträge noch Diskussionen der Mitgliedschaftsgenossenschaften auf
Verbands-versammlungen gegeben. An diesem Faktum
ist wohl (zunächst) nicht zu rütteln. Aus Sicht der
Verbände scheint eure „Beschwerde“ nicht „störend“, man kann durchaus so
weitermachen, wie bisher. „Mehrwert“ hin oder her, denken
wohl derzeitig die Verbände. Wichtiger - aus Verbandssicht - ist, dass man
den „staatlichen Erfordernissen“ getreu folgt. … Man nennt es
wohl die „Welt des Korrekten“, nicht die „Welt der Notwendigkeit
oder Menschlichkeit“. … In dieser „Welt“
muss alles (formal rechtskonform) funktionieren; die Menschen sind in dieser „Denke“
(noch) eher „nebensächlich“. … Es gibt die nett,
jedoch vielsagende „Weisheit“: ·
Politik ist so,
wie man sie werden lässt, Verwaltung ist so, wie man sie werden lässt - und auch · Verbände sind so, wie man sie werden lässt. … Ihr bemerkt
selbst: ·
Im
Genossenschaftsbereich scheint – verbandsbezogen – eine Menge an (mehrwertbezogener)
„Schieflage“ zu bestehen. … Aber den Verbänden
scheint bisher kaum bewusst zu sein, was sie die dieser Haltung wirklich (selbst)
„verursachen: ·
Langsam zwar,
aber sicher wird das „Fahrt“ aufnehmen, was sie eigentlich (unbedingt)
verhindern möchten: Sie bewegen sich
in eine Situation hinein, in der immer mehr Menschen erkennen werden, dass: ·
Eine „Pflichtmitgliedschaft“
von Genossenschaften in dieser Art von Verbänden nur wenig Sinn macht. Die Verbände schaffen es (bisher)
einfach (noch) nicht, den „Mehrwert“ zugunsten der Mitgliedsgenossenschaften
zu erzeugen, den es eigentlich jetzt bedarf, um den (verbandlich
erwünschten) Zustand des „Status quo“
(Pflichtmitgliedschaft) zu verteidigen! Noch hält das Band,
des deutschen Sonderweges in der EU: ·
„Pflichtmitgliedschaft“
für alle Genossenschaften. Die Frage ist
nur, wie lange dies „Band“ wirklich hält, wenn die Genossenschaften immer
weniger erkennen, dass: · Der Mehrwert fehlt? Episoden, wie
ihr sie beschreibt, sind „Wasser auf die Mühlen“ derer, die über
EU-Harmonisierung im Genossenschaftsbereich nicht mehr nur nachdenken, sondern
bereits mit dem Handeln begonnen haben … Aber würde damit
das Thema „Mehrwert“ geklärt? Nicht unbedingt,
denn dafür bedarf es noch mehr Sensibilisierung in den Genossenschaften,
verbunden mit konsequenteren Aktionen, wie z.B.: ·
Vor einer Prüfung
die Fragen/Themen aufzuschreiben, die im Rahmen der Prüfung im Interesse der
Genossenschaft so zu klären wären, dass dadurch dieser erhoffte „Mehrwert“
entsteht. Was dieser „Mehrwert“
ist, kann nicht aus Sicht eines Prüfers geschehen, sondern muss aus Sicht
der jeweils betroffenen Genossenschaft (Vorstand/ Aufsichtsrat) erfolgen.
… Warum nicht in
den Genossenschaften beginnen, entsprechende Anträge an die
Mitgliederversammlungen ihrer Verbände zu stellen und auf den deren Verbandstagen
zu diskutieren und zu beschließen? Auch dies sollte
Genossenschaften nachdenklich machen: ·
In EU-Ländern
– in denen keine Pflichmitgliedschaft in Verbänden besteht – gibt
es „muntere“ Verbände, zufriedene Genossenschaften. … Themen wie
dieses, sind dort längst in der Diskussion … Was hält euch
auf, diese „Mauer“ zu durchbrechen. Wie wäre es z.B., das Thema „Mehrwert-Prüfung“
oder „Mehrwert-Betreuung“ etwas „politischer“
anzugehen und ·
Eure
Wahlkreisabgeordneten und Parteien einzubeziehen. Auch Petitionen können
manchmal nützlich sein. … ·
Einen (mehrwertbezogenen)
Verbände-Vergleich zu starten. Ein kleiner
Hinweis am Rande: ·
Genossenschaften
könnten durchaus auch zugleich mehreren Verbänden angehören. … Ob das
„Mehrwert“ bringt? Nicht unbedingt, aber wie wäre
es damit, eine Umfrage zu starten und eine „Mehrwert-Anlayse“ zu Verbänden
ins „Netz“ zu stellen? Wenn ihr zum
Thema „Mehrwert“ weitere Erfahrungen sammelt oder andere Genossenschaften
ähnliche Themen bewegen: ·
Dann lasst es
uns das bitte wissen! … Kooperation – Ist die geniale Erfindung des nachhaltigen Vorteils! |
Redaktion: Fachgruppe GenoFAQ - im SmartCoop
ForschungsInstitut (SCFI) des MMW (Bundesverband der Cooperations- und Genossenschaftswirtschaft) Kontakt: gks@menschen-machen-wirtschaft.de |
Unsere Berater für Genossenschaftsfragen: DEGP
Deutsch-Europäischer Genossenschafts- u. Prüfungsverband e.V. (info@degp.de) und der CoopGo Bund
Freier Genossenschaften (gw@coopgo.de) |
Unsere Berater für Quantenwissenschaft: QuantenInstitut (IWMC
Internationale Wissenschafts-u. MedienCooperation) info@quanteninstitut.de |
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